Die gute Nachricht: Vier von fünf Deutschen haben eine Apotheke zu Hause. Das zeigt eine Repräsentativumfrage der Apotheken Umschau. Die schlechte Nachricht: Mehr als die Hälfte der Hausapotheken-Besitzer hat für den Notfall-Kasten den falschen Platz gewählt. Bei 53 Prozent der Befragten gammeln Pillen und Mullbinden im feuchtwarmen Badezimmer oder im Küchenschrank vor sich hin. Ein weiteres Manko: Nur ein Fünftel der Befragten hat sich bei der Zusammenstellung vom Apotheker beraten lassen.
Jedes Arzneimittel und die meisten Verbandmittel tragen auf der Verpackung ein Verfalldatum. Wenn nicht, sind sie garantiert älter als fünf Jahre und müssen daher entsorgt werden. Befreien Sie Ihre Hausapotheke auch von einzeln herumliegenden Tablettenblistern, angebrochenen Tropfen- und Saftflaschen ohne Etikett. Denn was ohne Gebrauchsinformation und Verfalldatum gelagert wird, ist im Notfall keine echte Hilfe und kann sogar gefährlich sein. Denn Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen dürfen manche Arzneimittel nicht anwenden. Nur im Beipackzettel sind solche Gegenanzeigen gelistet. Und bevor Sie ein Mittel aus der Hausapotheke anwenden, sollten Sie sich davon überzeugen, dass das Präparat für Ihre Befindlichkeitsstörung die richtige Wahl ist.
Prüfen Sie, ob bei den Verbandmaterialien noch alle Verpackungen dicht sind. Überzeugen Sie sich davon, ob Heftpflaster und Wundschnellverband noch kleben. Werfen Sie einen Blick auf Salben und Cremes: Ist der Tubeninhalt noch homogen, oder haben sich Wasser- und Fettanteil getrennt? Wie sehen die Dragees aus: Ist die Hülle rissig oder geborsten? Wenn ja, entsorgen Sie das Ganze. Wenn Sie nicht sicher sind, dann fragen Sie Ihren Apotheker. Beachten Sie, dass das Verfalldatum auf der Packung nur für die nicht angebrochene Packung gilt. Augentropfen zum Beispiel halten sich nach Anbruch maximal sechs Wochen. Deshalb gilt für diese Arzneimittel: Immer Anbruchdatum auf der Packung vermerken. Auch bei Säften oder Cremes ist es günstig, wenn Sie ein Anbruchdatum auf der Packung notieren.
Lagern Sie deshalb rezeptpflichtige Arzneimittel nur für die Dauer der Therapie in der Hausapotheke. Die angebrochene Kortisonsalbe gegen das akute Ekzem, ein Überbleibsel vom Antibiotikum oder vom codeinhaltigen Hustensaft, den der Arzt im Winter gegen die bakterielle Bronchitis verordnet hat, müssen entsorgt werden. Wer solche Arzneimittelreste bei der nächsten Erkrankung weiternimmt, riskiert seine Gesundheit.
Arzneimittel, die in der Apotheke auf ärztliche Verordnung hin individuell für Sie angefertigt wurden, sollten Sie gleich aus zwei Gründen nicht lagern: Erstens enthalten auch sie häufig verschreibungspflichtige Arzneistoffe, zweitens werden sie häufig ohne Konservierungsmittel hergestellt, so dass die Haltbarkeit oft geringer ist als bei Industrieprodukten. Entsorgen Sie Reste davon, wenn die Therapie abgeschlossen ist.
Auch Tierarzneimittel gehören wegen der Verwechslungsgefahr nicht in die Hausapotheke. Richtig gefährlich kann es werden, wenn Lösemittel, Fleckenwasser oder Ameisengift in der Hausapotheke lagern, weil der weiße Kasten der einzige abschließbare Behälter in der Wohnung ist. Denn nicht selten tastet man sich nachts, eventuell abgeschlagen und schwindlig an die Hausapotheke und denkt nur noch an die rettenden Tropfen gegen den akuten Durchfall.
Am besten nehmen Sie eine kleine Liste der vorhandenen Arzneimittel mit in die Apotheke. Damit kann der Fachmann nicht nur feststellen, was fehlt, er kann sie auch auf Dubletten hinweisen, die unnötig Platz verbrauchen.
So können Tabletten gegen Regelbeschwerden, Rücken- oder Kopfschmerzen denselben Wirkstoff, nämlich Ibuprofen, enthalten. Für die Hausapotheke reicht dann ein einziges Präparat. Günstig kann es auch sein, wenn der Apotheker bei der Zusammenstellung der Apotheke an andere Erkrankungen denkt, an denen Sie oder Ihre Familie leiden. Ein Beispiel: Der Wirkstoff Paracetamol gegen Fieber und Schmerzen wird von magenempfindlichen Menschen individuell besser vertragen als andere Substanzen. Der Apotheker kann auch auf Ihre Vorlieben eingehen. Es gibt bei den meisten Anwendungsgebieten eine Alternative in Form pflanzlicher Zubereitungen. Efeu bei Husten etwa oder Hamamelis-Extrakt zur Wundbehandlung. Auch Patienten, die sich vorzugsweise mit homöopathischen Mitteln helfen, kann der Apotheker als Ergänzung ein kleines homöopathisches Notfallset zusammenstellen.
Wir haben für Sie zusammengestellt, was in einer gut ausgerüsteten Hausapotheke nicht fehlen sollte:
Verbandmittel
- Mullbinden, 6 und 8 cm breit
- elastische Binden, 6 und 8 cm breit
- Idealbinde, 8 cm breit
- Verbandpäckchen (klein, mittel, groß)
- 1 Rolle Heftpflaster
- 1 Packung Pflasterstrips
- Wundschnellverband, 6 und 8 cm breit
- Verbandwatte
- Lederfingerling
- Sicherheitsnadeln
- Verbandklammern
- 1 Verbandschere
- 2 Dreieckstücher
Krankenpflegeartikel
- Fieberthermometer
- Mundspatel
- Gummihandschuhe
Arzneimittel gegen…
- Schmerzen
- Halsweh
- Erkältungskrankheiten
- Durchfall
- Verstopfung
- Sodbrennen
- Blähungen
- Kreislaufbeschwerden
- Verstauchung
- Verdauungsstörungen
- Verbrennung (Wund-Brand-Gel)
- Wundinfektion (Wunddesinfektionsmittel)
- individuelle Beschwerden, z.B. gegen Hämorrhoidalleiden
Sonstiges
- Pinzette
- Zeckenzange
- Erste-Hilfe-Anleitung
- Notfallnummern
Die detaillierte Zusammenstellung sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Apotheker vornehmen, damit das für Sie optimale Produkt ausgewählt werden kann.
Zwar ist die Homöopathie im Grunde genommen eine sehr individuelle Therapierichtung, aber sie kennt auch Standard-Mittel, die sich erfahrungsgemäß bewährt haben:
Bei Kopfschmerzen: Gelsemium D6
Bei Durchfall: Carbo vegetabilis D12
Bei Erkältungsbeschwerden: Aconitum D12
Bei Regelbeschwerden: Belladonna C30
Bei Entzündungsschmerz: Chamomilla D12