Neben Pocken, Pest und Cholera gilt das Milzbrand-Bakterium als eines der gefährlichsten Erreger, die von Terroristen eingesetzt werden können. Wir wollen Sie im Rahmen dieses Beitrags mit diesem Erreger bekannt machen und seine Risiken, aber auch seine Schwachstellen vorstellen.
Dazu beantworten wir die häufigsten Fragen, die in diesem Zusammenhang auftreten:
Wie unterscheiden sich prinzipiell Erreger?
Man muß prinzipiell zwischen Viren und Bakterien unterscheiden. Da die Bearbeitung und Produktion von Bakterien für biologische Waffen wesentlich einfacher ist, geht gerade im terroristischen Bereich die Hauptgefahr von Bakterien aus. Bakterien sind prinzipiell sehr anspruchsvolle Systeme, da diese nur unter sehr genau festgelegten Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit etc.) lebensfähig sind. Viren dagegen sind für ge- wöhnlich wesentlich unempfindlicher, aber gleichzeitig wesentlich schwerer zu Züchten und zu vermehren.
Was macht einen Erreger zur biologischen Waffe?
Bedeutsam für die Wahl des Erregers ist die Fähigkeit, das Ziel „unschädlich zu machen“, aber gleichzeitig auch eine möglichst große Zahl an Ansteckungen zu erreichen und gleichzeitig sehr widerstandsfähig zu sein. Daher ist der optimale Keim theoretisch unter allen äußeren Bedingungen lebensfähig, ist zwischen Menschen äußerst stark ansteckend und erzeugt bereits bei einer geringen Zahl aufgenommener Keime eine Erkrankung. Diese Erkrankung sollte aber prinipiell erst in erscheinung treten, wenn die betroffene Person schon möglichst viele andere Menschen angesteckt hat (also eine längere Inkubationszeit).
Wie ist das Milzbrand-Bakterium hier einzustufen?
Zu einer sehr effektiven Waffe macht das Milzbrand-Bakterium zunächst seine Widerstandsfähigkeit, da es sich durch Umwandlung in seine Schutzform (Spore) gegen äußere Einflüsse schützt. In der Erde kann der Erreger so viele Jahre überleben. Auch eine Lagerung als Pulver ist entsprechend möglich. Trifft die Spore dann auf gute Lebensbedingungen, so verwandelt es sich wieder in das teilungsfähige Bakterium. Das ist aber auch schon das gefährlichste am Milzbrand. Seine Inkubationszeit liegt beim Lungenmilzbrand mit 2 bis 4 Tagen sehr niedrig und damit die Zahl der bis dahin kontaktierten Menschen gering. Gleichzeitig ist es aber zwischen Menschen praktisch nicht ansteckend. Erkrankungen treten beim Menschen normalerweise mit der Behandlung erkrankter Tiere zusammen.
Wie wirken Milzbrand-Bakterien ?
Eigentlich gefährlich für den Körper ist nicht der Erreger selbst, sondern das Gift (Toxine), das die Erreger bilden. Diese Toxine sind in der Lage, Gewebe zu zerstören und dadurch Blutungen auszulösen. Wegen der anfangs sehr unspezifischen Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Husten, die einen an eine Erkältung erinnern, ist eine Diagnose sehr schwierig. In einer zweiten Phase der Krankheit kommt es zu plötzlichen Fieberschüben, schweren Atemproblemen und schließlich Schock. Der Tod tritt dann meist binnen weniger Stunden ein. Seinen Namen hat das Bakterium von der durch die Blutungen wie verbrannt aussehenden Milz.
Welche Formen des Milzbrandes gibt es ?
1. Hautmilzbrand
Dies ist die häufigste und ungefährlichste Form des Milzbrandes. Er entsteht, wenn das Bakterium durch kleine Risse oder Schnitte in die Haut eindringen kann. Zunächst entstehen kleine, gerötete und juckende Knoten, die an Insektenstiche erinnern. Im Laufe der nächsten Tage bilden sich eitergefüllte Bläschen und dann ein nicht schmerzhaftes Geschwür, in dessen Mitte sich schwarzes abgestorbenes Gewebe befindet. Breitet sich die Infektion dann über das Lympfgewebe weiter aus, so droht eine schwere Blutvergiftung. Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts enden aber nur etwa 20% tödlich.
2. Darm-Milzbrand
Diese Form ist sehr selten. Er entsteht durch Verschlucken einer größeren Keimmenge (meist mit der Nahrung). Der Verlauf entspricht den bereits unter der allgemeinen Wirkung beschriebenen Symptomen und verläuft sehr schnell, wobei parallel eine starke Darmentzündung auftritt.
3. Lungen-Milzbrand
Die gefährlichste Variante tritt nach Einatmen der Keime auf und tritt gleichzeitig unter natürlichen Bedinungen fast gar nicht auf. Eine Erkrankung an Lungen- Milzbrand kann praktisch immer mit einem Anschlag in Verbiindung gebracht werden, da dazu das Vorliegen des Keims als inhalierbares Pulver vorliegen muß. Die Symptome sind die der bereits oben beschriebenen Erkältung. Die zweite Phase tritt hier meist kombiniert mit blutigem Husten ein. Ohne rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika führt diese Form der Infektion in 90% aller Fälle zum Tode.
Kann ich mich gegen Milzbrand impfen lassen ?
Die derzeitige Panik im Zusammenhang mit den Milzbrandfällen in den USA zeigt einmal mehr, wie wichtig Impfungen sind und wie sträflich nachlässig auch gerade bei uns mit Impfungen umgegangen wird. Die um ein vielfaches häufiger auftretenden Kinderkrankheiten oder die häufigen Urlaubserkrankungen wie Hepatitis, Cholera oder Malaria werden hinsichtlich der Vorbeugung sträflichst vernachlässigt, eine so geringe Gefahr einer Milzbrandinfektion dagegen treibt die Menschen massenhaft zur Frage nach Impfungen. Während es eine solche allgemeine Impfung für Milzbrand nicht gibt, sollte dies für jeden ein Grund sein, mal wieder sein Impfbuch zu prüfen und evtl. (oder eher sicher?) fehlende Impfungen mal wieder auffrischen lassen.
Der für die Soldaten entwickelte Impfstoff des US-Militärs ist für eine allgemeine Anwendung ungeeignet, da er relativ nebwirkungsreich, nur etwa ein Jahr wirksam und nur gegen einige der Unterarten wirksam ist. Außerdem ist seine Durchführung mit 5 Injektionen in unterschiedlichen Abständen für eine Anwendung in der Bevölkerung ungeeignet.
Wie kann Milzbrand behandelt werden?
Milzbrand kann mit Antibiotika behandelt werden. Diese sollten jedoch früh verabreicht werden. Ist ein kritischer Level an Giftbildung überschritten, so ist eine Antibiotikagabe nicht mehr wirkungsvoll. Prinzipiell sind die Erreger gegen praktisch alle gängigen Antibiotika empfindlich. Daher kann vor einer Panik nach den in den Medien häufig genannten Produkte nur gewarnt werden. Wirksame Antibiotika sind in jeder Apotheke in großen Mengen vorrätig. Besonders empfohlen werden vom Robert-Koch-Institut für Erwachsene Ciprofloxacin, Doxycyclin und Amoxicillin. Eine Einnahme dieser Mittel ohne konkreten Infektionsverdacht ist abzulehnen, da dadurch höchstens eine Resistenz gegen später eingeschleuste Erreger gebildet werden kann. Einen Schutz hat man dadurch nicht. Die Methode der Behandlung wird im Falle eines Infektionsverdachts in Absprache von Arzt und Apotheker festgelegt. Im allgemeinen gelten hier die allgemein festgelegten Therapieregime.